World Health Summit 2024 in Berlin: It's one club, and you're not in it
Drei Tage lang gab sich in Berlin das Who-is-Who der Global Health-Szene die Klinke in die Hand. Das öffentliche Interesse an der WHO-Dauerwerbesendung hielt sich jedoch in Grenzen.

Vom 13. bis zum 15. Oktober fand in Berlin der sogenannte “World Health Summit” statt. Das Event tagt seit 2009 einmal pro Jahr in Berlin und wird ausgerichtet von der “WHS Foundation GmbH”, einer Tochtergesellschaft der Charité. Das diesjährige Motto der Veranstaltung lautete: "Building Trust for a Healthier World", “Vertrauen aufbauen für eine gesündere Welt” - ganz im harmonischen Gleichklang mit dem Motto des alljährlichen Gipfels des Weltwirtschaftsforums Anfang diesen Jahres, der ebenfalls unter dem Motto “Rebuilding trust”, “Vertrauen wieder aufbauen” stand. Ein Wiederaufbau des aus unerfindlichen Gründen verschütt gegangenen öffentlichen Vertrauens in staatliche Gesundheitsprogramme stand folglich auch im Zentrum des diesjährigen Berliner Gesundheitsgipfels. Da es politisch nicht opportun wäre, auf einem hochkarätig besetzten Agenda-Stelldichein die wahren Ursachen des Vertrauensverlusts klar zu benennen: Massive Schäden durch das Corona-Maßnahmenregime und die Corona-Impfkampagne - waren die vorgebrachten Begründungen für den beklagten Vertrauensverlust zum Teil recht abenteuerlich. Ein kurzer Bericht aus einer Parallelgesellschaft.
Im Zentrum des diesjährigen “World Health Summits 2024” in Berlin stand neben der Rückgewinnung des öffentlichen Vertrauens vor allem das Thema Geld: Denn für ihre ambitionierten Pläne einer zentralen und globalen Steuerung der Gesundheitsversorgung braucht die WHO Geld. Viel Geld. Auf der bislang größten Geberveranstaltung für die WHO mit dem Titel "All for Health, Health for All: Signature Event for the WHO Investment Round" wurden am Montagabend Zusagen in Höhe von insgesamt knapp einer Milliarde Dollar gemacht: Aus Sicht des Veranstalters, des Präsidenten der WHS, Axel R. Pries, ein voller Erfolg: "Die WHO ist die wichtigste globale Gesundheitsinstitution für uns alle und sie braucht eine stabile und angemessene Finanzierung. Der World Health Summit ist stolz darauf, mit der WHO-Investitionsrunde einen Beitrag dazu leisten zu können." Deutschland steuert 360 Millionen bei, wie Bundeskanzler Olaf Scholz am Montag auf dem Geber-Event stolz verkündete. Was soll schon groß schiefgehen.
Die Gastgeber der Panels auf dem Kongress waren äußerst vielsagend, wurden jedoch in vollkommen schambefreiter Gelassenheit präsentiert: Der Gastgeber eines Panels mit dem Titel "Realizing the Promise of Gene Therapy (.)”, “Das Versprechen der Gentherapie verwirklichen”, war etwa der Pharmakonzern Pfizer, der sich gerade an Gentherapien dumm und dusselig verdient hatte - warum auch nicht. Ein Panel mit dem Titel: "Accessible Support in Mental Health", “Zugängliche Unterstützung im Bereich psychische Gesundheit”, wurde ausgerichtet von Google Health. Ein weiteres Panel mit dem Titel “Redefining Global Health in the Era of Climate Shocks", “Neudefinition der globalen Gesundheit in der Ära der Klimaschocks”, wurde von der Rockefeller Foundation präsentiert. Alles völlig cool, alles völlig normal. Wahrscheinlich hätte auch der CEO von Coca Cola auf dem Berliner World Health Summit vor den großen Gesundheitsgefahren einer Unterzuckerung warnen können - es wäre in der Atmosphäre vollkommener Schamlosigkeit auch nicht weiter aufgefallen.
Laut dem Veranstalter nahmen 3.000 Menschen vor Ort am Kongress teil, und weitere 10.000 online. Die Online-Version des Kongresses wurde live auf YouTube übertragen. Wer sich jedoch auf YouTube eine Panel-Diskussion live zumutete, musste sich jedoch zwangsläufig wundern, wo die angeblich zehntausenden Online-Teilnehmer des Kongresses eigentlich sein sollten: Selbst beim sogenannten “Signature Event” mit Bill Gates, Karl Lauterbach und Olaf Scholz, inklusive einer Videobotschaft von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, verfolgten selbst zur Stoßzeit maximal 270 Menschen das Programm von ihren Bildschirmen aus. Zum Vergleich: Die Live-Pressekonferenz zum RKI-Leak, die am Morgen des Leaks sehr kurzfristig angekündigt wurde, ohne das geringste finanzielle Budget im Rücken, hatte 70.000 Live-Zuschauer auf der Plattform X. Das millionenschwere World Health Summit hingegen, von Mainstream-Medien als große deutsche Errungenschaft im Public Health Sektor gefeiert, interessierte die breite Öffentlichkeit de facto überhaupt nicht.

Im Zentrum des diesjährigen Kongresses standen die Themen Finanzierung, Resilienz gegen antimikrobielle Resistenzen, zukünftige Pandemien und Pandemie-Vorbereitung, Frauen- und Kindergesundheit, die Verbindung von Klima und Gesundheit, die Förderung junger Führungspersönlichkeiten, sowie die Künstliche Intelligenz als neue Ära der digitalen Gesundheit. Wie bereits auf vergangenen Gesundheitsgipfeln in Berlin, über die ich berichtet hatte, zu beobachten war, sprachen alle geladenen Gäste in einem harmonischen Gleichklang. Grundsätzlich sind sich immer alle einig. Einen Dissens zur einheitlich vorgegebenen Meinung der milliardenschweren Organisationen, die sich auf dem Kongress tummeln, wird man auf solchen Events niemals vorfinden. Es ist ein harmonisches Blockflötenkonzert von Gleichgesinnten. Die Panels auf WHO-Kongressen als ”Diskussionen” zu bezeichnen, träfe den Kern der Sache nicht - denn diskutiert wird grundsätzlich überhaupt nicht. Eine Abweichung von der einzig guten und richtigen Meinung - dass die Gesundheit jedes einzelnen Menschen global und zentral von gütigen transnationalen Organisationen kontrolliert gehört - ist nicht vorgesehen. Der Gleichklang, der auf WHO-Gesundheitsgipfeln erzeugt wird, erinnert daher immer ein wenig an den Nationalen Kongress der Kommunistischen Partei Chinas - ob freiwillig oder unfreiwillig, sei dahingestellt. Dazu passt auch, dass der Kommentarbereich unter allen YouTube-Videos des Kongresses selbstverständlich deaktiviert war. Auch hier: Jedweder Dissens unerwünscht.
Warum es in der vollkommenen Einöde des Gleichklangs der Ideen, die auf dem World Health Summit präsentiert werden, hin und wieder doch ganz interessant war, genauer hinzuhören, hatte damit zu tun, dass die Protagonisten sich so vertraut und heimelig “unter sich” fühlen, dass sie ihre totalitären Ideen unverhohlen ausbreiteten: In trauter Harmonie, unbehelligt von lästigen oppositionellen Meinungen, konnte man Sätze hören, die man sonst ins Reich der Verschwörungstheorien verbannt hätte. Auf einem Panel mit dem Titel “Veröffentlichung des GPMB-Berichts über Pandemierisiken” konnte man etwa der High Level Gesundheitsfunktionärin Ilona Kickbusch dabei lauschen, wie sie ihre große Besorgnis über das Ausmaß an Desinformation in den sozialen Netzwerken, und den darauf folgenden Vertrauensverlust gegenüber staatlichen Maßnahmen und Impfungen beklagte - was in ihren Augen ein zukünftiges Pandemie-Management massiv gefährden könnte. Von den Älteren hier in der Runde sei es ja schon vorgeschlagen worden, bei einer Pandemie ganz einfach Social Media komplett abzuschalten - aber das sei leider nicht die Lösung. Man mag es kaum glauben - aber wortwörtlich formulierte sie es so:
"Vielleicht sagen die Älteren von uns, warum schließen wir nicht die ganze Sache (die sozialen Medien, Anmerkung A.V.) während einer Pandemie. Aber wir haben schon einige Beispiele dafür gehabt und es hat auch nicht funktioniert, es ist nicht die Lösung. (.) Wie Sie wissen, haben wir auf der Ebene der UN jetzt auch einen globalen Pakt in Bezug auf die digitale Transformation, und wir müssen ernsthafte Diskussionen führen über die Governance dieses Ökosystems und die Beziehung zu den Technologieunternehmen, die auf unterschiedliche Weise daran beteiligt sind. Während der Pandemie hat die WHO mit vielen der Unternehmen sehr positiv zusammengearbeitet, damit verlässliche, WHO-zertifizierte Informationen an die Spitze kommen, aber was wir nicht in den Griff bekommen haben, sind die Algorithmen, die tatsächlich die Miss- und Desinformation vorantreiben (.) Und das bedeutet, dass viele Initiativen, wie die Diskussionen um das Pandemieabkommen und andere, bewusst von Desinformation beeinflusst werden."
Quelle
Prof. Dr. Ilona Kickbusch auf dem World Health Summit 2024
In Kickbuschs Augen müsse daher „Governing Social Media“ - also ganz wortwörtlich das “Regieren von Social Media” - eine Schlüsselstrategie für die öffentliche Gesundheit werden. Denn bislang sei es leider noch nicht gelungen, an die Algorithmen heranzukommen, die Desinformation und Falschinformationen befördern - und das, obwohl man alles dafür getan habe, dass “zertifizierte” Informationen überall ganz oben erscheinen. Erneut: Vollkommene Schamlosigkeit, öffentlich zuzugeben, dass transnationale Organisationen wie die UN und die WHO an Social Media Unternehmen herangetreten sind, um “zertifizierte Informationen” nach oben zu pushen.
Welche “zertifizierten Informationen” Ilona Kickbusch damit genau meint, konnte man während der Corona-Jahre verfolgen, als sie sich etwa mit glühender Begeisterung für die “No Covid”-Kampagne eingesetzt hatte - von der wir heute wissen, dass sie haushoch gescheitert ist, da sich ein hochansteckendes Atemwegsvirus nun einmal nicht eliminieren lässt - und dies jedem echten Experten der öffentlichen Gesundheit auch von Anfang an klar war. “No Covid” hätte nur ein weiteres totalitäres Abenteuer zu Lasten der Bürger bedeutet - mit unabsehbarem Leid für die Schwächsten und Vulnerabelsten der Gesellschaft, wie Kinder, ältere Menschen, sowie allen Menschen, die ihr Geld in direktem Kontakt mit Menschen verdienen, und unter einem “No Covid”-Regime schlichtweg ihre Existenz verloren hätten. “Social Distancing” muss man sich eben leisten können. Die Folgen, die entstehen, wenn Menschen wie Ilona Kickbusch entscheiden, was gute und richtige Informationen sind, und dabei von Tech-Konzernen durch algorithmische Manipulation nach oben befördert werden, tragen wir als Gesellschaft heute noch.
Im gleichen Panel saß auch Christopher Elias - ein klassisches “Gewächs” des globalen Health Security-Sektors von der Bill and Melinda Gates Foundation - der eine Ursache des öffentlichen Vertrauensverlusts unter anderem darin sah, dass die beglückenden Pandemie-Maßnahmen den Menschen global nur sehr ungleich zuteil geworden seien. Daher sei es von ungeheurer Wichtigkeit, die Internationalen Gesundheitsvorschriften (IHR) der WHO zu stärken, um allen Menschen gleichermaßen Zugang zu heilbringenden Maßnahmen und Impfstoffen zukommen zu lassen. Das wird es ganz sicher gewesen sein, warum die Menschen ihr Vertrauen in staatliche Gesundheitsinstitutionen verloren haben: Dass Menschen in ärmeren Ländern weniger geimpft wurden als in reichen Ländern. Dass in einigen Ländern Lockdown- und Social Distancing Maßnahmen weniger streng umgesetzt wurden als in anderen Ländern. Aus dem Staunen über den konzertierten Realitätsverlust der Teilnehmer des World Health Summits kam man als geneigter Zuschauer nur schwer wieder heraus.
Viel interessanter jedoch als das, was auf dem World Health Summit alles gesagt wird, ist eigentlich das, was auf dem World Health Summit alles nicht gesagt wird. Kategorisch nicht erwähnt etwa werden die gravierenden gesundheitlichen Schäden, die durch Lockdowns, massivste Grundrechtseinschränkungen, Schulschließungen, die Impfpflicht-Debatte, berufsbezogene Impfpflichten, Maskenpflichten, Berufsverbote, einsam verstorbene ältere Menschen, die Notzulassung eines unzureichend getesteten Produkts, Haftungsbefreiungen für Impfhersteller, Testpflichten, und die soziale Exklusion von 30% der Bevölkerung, wie in Deutschland, angerichtet wurden.
Zudem wurde zwar die gesamte Zeit auf dem Kongress über “Pandemic Preparedness” - “Pandemie-Vorbereitung” gesprochen - aber gleichzeitig niemals eine wirkliche Ursachenbestimmung der vorangegangenen Gesundheitskrise in Augenschein genommen. Dass das Coronavirus eines natürlichen Ursprungs war, wurde einfach als gegeben vorausgesetzt. Folgerichtigerweise wurden für eine Pandemievorbereitung mannigfaltige Ursachen in Betracht gezogen: Der Klimawandel, der Verlust von Biodiversität, die Zerstörung von Ökosystemen, Monokulturen, Entwaldung, Wildtierhandel, Nutztierhaltung, unsere Nähe zu Tieren, die Landwirtschaft, die Überschreitung planetarer Grenzen, erhöhte Mobilität und erhöhte Bevölkerungsdichte. Aber niemals wurde die Biotech-Industrie erwähnt, welche durch ihre hochriskante Gain-of-Function Forschung einer der wahrscheinlichsten Kandidaten für die Entstehung einer neuen Pandemie wäre - wenn wieder mal ein Forscher Zauberlehrling spielt, und unbedingt eine perfekt auf den Menschen zugeschnittene Furinspaltstelle in ein Atemwegsvirus einbauen muss. Dass man diesen Bereich unbedingt stärker regulieren müsste, um die nächste Pandemie zu verhindern, wird man auf einem Kongress wie dem “World Health Summit” grundsätzlich nie zu hören bekommen.
Einmal mehr zeigt sich: Die vollkommene Agenda-Gebundenheit von Gesundheits-Events wie dem Berliner World Health Summit treibt sehr eigenartige Blüten in Form eines bemerkenswerten Realitätsverlusts: Hochkarätige Akteure sind nicht in der Lage, zu erkennen, dass der öffentliche Vertrauensverlust in staatliche Gesundheitsmaßnahmen, den sie beklagen, primär und in direkter Verbindung mit der massiven Schädigung von Menschen durch die staatlich verordneten Corona-Maßnahmen und die Corona-Impfungen von 2020 bis heute zu tun hat. Sie können und wollen es schlichtweg nicht sehen - weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Die schöne neue Gesundheitswelt der WHO erinnert daher zuweilen an eine eigenartige Sekte: Fernab jeder Realität, aber im Feuereifer und Brustton der Überzeugung von Neukonvertiten. Während auf dem Event selbst die angeblich “hohe Inklusion” und “Einbindung der “Zivilgesellschaft” beschworen wird - präsentiert von Akteuren wie Pfizer und der Rockefeller Foundation - interessiert sich die echte Zivilgesellschaft kaum für die pastellfarbig-bunte Propaganda-Welt der WHO. Kaum jemand schaut sich das Programm freiwillig vom heimischen Bildschirm aus an.
Denn “normale Menschen” spüren intuitiv: Es ist ein Club, dem im Zweifel ihre Grundrechte völlig egal sind - und sie sind kein Teil davon.

Edit/ Korrektur 21:08 Uhr: In einer anfänglichen Version des Artikels war von “zwei Tagen” die Rede. Tatsächlich dauerte das Event jedoch drei Tage. Es handelte sich um einen Flüchtigkeitsfehler.
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Im Text taucht zweimal das Wort "Dissenz" auf; das schreibt man eigentlich mit "s" am Ende - kann aber auch so drinbleiben, dann haben Kritiker wenigstens ein bisschen was Reelles zum Knabbern ;-)
Hoffentlich haben sie das Vertrauen der Öffentlichkeit dauerhaft verspielt. Was geschehen ist, ist nicht zu rechtfertigen und darf sich nicht wiederholen.